in memoriam: gizmo

Gizmo - Kurzinfo

Assistenzhund - Servicehund (im Ruhestand)

geb. ca. 2006, gest. 7.7.2020

Vorgeschichte unbekannt (ehemaliger Straßenhund in Wien), aber auf jeden Fall steckt ein typisch (hyper)aktiver Hütehund in ihm;-)

2009/10 Wiener Tierschutzhaus - seit Mai 2010 bei Mirjam

Dezember 2011 Wiener Hundeführschein

2011/12 Therapiehundeausbildung bei "TAT - Tiere als Therapie" (Vetmed. Universität Wien)

2011-13 Einsätze mit hundegestützter Therapie und Pädagogik

2012/13 Ausbildung zum Servicehund (Selbstausbildung unter Supervision der "Freunde der Assistenzhunde Europas") - seither mein unvergleichlicher Servicehund (bis ins hohe Alter noch stets aufmerksam und hilfsbereit)!


Gizmo - Vita

Eifrig, hilfsbereit (unglaublich ausgeprägter "will to please"!), stets darauf bedacht, mir alles recht zu machen, hängt an meinen Lippen und Augen, will überall mit dabei sein und folgt mir wie ein Schatten (egal wohin), immer aufgedreht und jederzeit bereit für "action", schelmisch, anhänglich und kuschelig - das ist Gizmo:-)

Ganz besonders gern will er vor Publikum herzeigen, was er alles kann, weil er dann nämlich von sämtlichen Anwesenden angehimmelt und gekrault wird;-)

Als Therapiehund war er der verschmuste Herzensbrecher, in den sich Jung & Alt auf den ersten Blick verliebt haben:-)

Als mein Servicehund war er "Schalter-Spezialist" (Licht-/Liftschalter, Türöffner usw.) - besonders lustig wurde es immer in der Öffentlichkeit: häufig blieben die Leute in den U-Bahnstationen extra stehen, um zuzuschauen, wie Gizmo durch Stehen auf den Hinterbeinen und Drücken des Schalters mit einer Vorderpfote den Lift herbeirief! Meist bekam er sogar Applaus und strahlte dann voller Stolz - ich natürlich auch;-) 


Er war immer schon sehr begierig darauf, zu lernen und auch zu demonstrieren, wie gut er das Gelernte in der Praxis anwendet (wie gesagt: je mehr Publikum, desto besser)! Nur manchmal geht sein überschäumender Arbeitswille mit ihm durch und er weiß vor lauter Hektik gar nicht mehr, wo er zuerst anfangen soll, tja, typisch Hütehund eben;-)

Wenn gar nichts mehr geht (und bevor er platzt vor lauter Übermut!) schnappt Gizmo sich sein Kuscheltier und "bearbeitet" es intensiv: früher hatte er dafür eine Stoffschildkröte ("turtle"), die musste überall mit dabei sein! Und obwohl er seinerzeit nicht das geringst Interesse am Apportieren zeigte und es ihm nicht im Traum einfiel, irgendetwas (nicht Essbares!) aufzunehmen und herumzutragen, wurde diese Schildkröte sein "Schnulli" und ausgiebigst benuckelt;-)

Nachvollziehbarerweise hielt "turtle" den intensiven "Nuckelattacken" nicht lange stand - ein neues Kuscheltier musste schleunigst her! Da es keine "turtles" mehr gab, fiel die Wahl auf einen "rabbit", welcher sich als dermaßen würdiger Nachfolger für "turtle" entpuppte, dass ich mich vorsorglich körbeweise mit "rabbits" eindeckte;-)

Bis heute ist "rabbit" Gizmo´s Beruhigungsmittel, denn wenn er wieder mal völlig überdreht ist, holt er sich seinen "rabbit" und nuckelt drauf herum, wobei er gleichzeitig wimmert, schmatzt und seufzt, dass Besucher*innen jedesmal denken, er wäre vom Weltuntergangsschmerz befallen - in Wahrheit ist es ja ein meditativer Mantra-Singsang ... aber was wissen die Uneingeweihten denn schon;-)

Leider ist der momentane "rabbit" der letzte (Rest vom Häslein: löchrig und einige Teile fehlen bereits!), aber immer noch heiß begehrt - ich vermute, wir sind letztlich bei Version 15.0, aber eigentlich hab ich schon vor einiger Zeit aufgehört zu zählen! Sämtliche Versuche, Gizmo ein neues - ähnliches - Stofftier "unterzujubeln", sind bereits in den Anfängen gescheitert: mit empörtem Gesichtsausdruck zog er seinen "rabbit" hervor und begann demonstrativ wild darauf zu nuckeln, während er ganze Opernarien wimmerte! Ich kann bloß hoffen, dass der zermarterte "rabbit" noch bis zu Gizmo´s Ende durchhält;-)

Glücklicherweise entdeckte eine Freundin exakt dieses Häschen in einem Internet-Shop und kaufte es sofort für Gizmo - vielen lieben Dank:-) Da jedoch unser eigenwilliger Gizi "den Neuen" keines Blickes würdigte, band ich ihn kurzerhand mit einer Schnur an den alten "rabbit" (bzw. an das, was davon noch übrig ist) an. Irgendwann wird Gizmo seinen neuen "rabbit" genauso lieben wie seinen alten ...

Aber beginnen wir doch lieber am Anfang: Als ich Gizmo im März 2010 bei meiner ehrenamtlichen Dogwalker-Tätigkeit am Wiener Tierschutzhaus kennenlernte, gefiel er mir sofort, weil er mich vom Aussehen her an meine ehemalige Eurasierhündin Kallisto erinnerte (die übrigens ebensolch eine total unersättliche "Naschkatze" wie Gizmo war - Foto unten ganz rechts: Kallisto und ich in den 1990er-Jahren im Wald an einer Hochstand-Leiter, natürlich mit Leckerchen)!

Noch dazu verhielt sich Gizmo so unglaublich charmant (trotz der deutlichen Gestresst- und Verstörtheit wegen seines Aufenthalts im Tierheim), dass sich die Unternehmungen mit ihm stets herzerwärmend erfrischend gestalteten:-) Sein Aktivitätsdrang färbte auf mich ab und dieser Energiezuwachs tat mir so richtig gut (immerhin stand ich zum damaligen Zeitpunkt aufgrund Gehbehinderung und chronischen Schmerzen vor den Trümmern meines bisherigen Lebens und wusste ja selbst nicht so recht, wie sich alles weiter entwickelt)! Jedenfalls zeigte Gizmo schon damals, wenngleich noch ziemlich gedämpft, den Hütehund-typischen Eifer, einem alles recht machen zu wollen;-) Wenn er mich mit seinen großen Augen euphorisch anschaute, dann wollte er nur eines wissen: "Und was tun wir als nächstes?"!

Je länger ich im Tierheim, wo ich mich weiterhin auch um andere Hunde kümmerte, mit Gizmo zusammen war und je mehr Gemeinsames wir erlebten (auch Ausflüge mit Bus und Straßenbahn zählten zu unseren "Abenteuern"), desto mehr gewannen wir einander lieb, bis ich mich im Mai dazu entschloss, ihn zu adoptieren. Bei mir zuhause freundete er sich - obwohl es ihn einiges an Überwindung kostete! - auch mit meinen beiden Katzen Minnosch & Shisha an und es dauerte gar nicht so lange, bis wir beide das Gefühl hatten, als wären wir schon immer zusammen:-)

Dass wir einander gefunden hatten, war für uns beide eine Wohltat und ein Segen: Gizmo hatte ein liebevolles Zuhause und ich jemand, der mich "auf Trab" hielt, aber ebenso für mich da war, wenn es mir ganz besonders schlecht ging (was leider häufig der Fall war), mir beistand, mich tröstete und auf andere Gedanken brachte. Nachgerade auch das viele Kuscheln miteinander half mir, meine ständigen Schmerzen ertragen, ja teilweise sogar kurzzeitig ausblenden zu können.

Gizmo genoss unsere Kuscheleinheiten genauso wie ich, insbesondere er ein durch und durch auf seinen Menschen bezogener Hund ist, weshalb er mich quasi keine Sekunde aus den Augen ließ und mir auf Schritt und Tritt überall hin folgte; nur nach unseren ausgiebigen Spaziergängen warf er sich - erschöpft, aber glücklich - in seinen Korb, um dort auszuruhen! Auf dem Bett kuschelte er sogar mit den Katzen, aber am liebsten war es ihm, wenn er sich dort richtig ausstrecken konnte und das ganze Bett mal für sich allein hatte;-)

Da ich Ende 2010 im Wiener Tierschutzhaus bekanntgab, ich würde gerne noch einen zweiten (etwas älteren) Hund adoptieren, erhielt ich bald darauf die Nachricht über eine von den Straßen Wiens aufgelesene Labradormixhündin, welcher von den erfahrenen Tierheimmitarbeiter*innen faktisch gar keine Vermittlungschancen zugeschrieben wurden.

Warum? Weil sie nicht nur bereits 6 oder eher schon 7 Jahre alt, sondern zudem schwarz war! Kaum nachzuvollziehen, aber Vorurteile und Ressentiments gegenüber Hunden mit schwarzem Fell sind häufiger als man glaubt (sogar bei der Therapiehunde-Ausbildung wurde ich damit konfrontiert - und zwar seitens der leitenden Ausbildnerin)!

Ironischerweise wurde diese stigmatisierte schwarze Hündin später nicht nur ein sanfter, freundlicher, zärtlicher und liebevoller Therapiebegleithund im hundegestützt-pädagogischen Einsatz mit Kindern und Jugendlichen sowie ein vortrefflicher Assistenzhunde für mich, sondern auch fürsorgliche "Tante", weise Lehrerin und nachahmenswertes Vorbild für all die vielen Tierschutzhunde, die bei uns in Pflege waren!


Und Gizmo?!? Der himmelte "seine" Leah an und wich nicht mehr von ihrer Seite!!!

Von seinem bewunderten Vorbild Leah lernte Gizmo, der ja ursprünglich rein gar nichts vom Apportieren hielt, dass man Dinge auch aufnehmen, tragen und bringen kann - wieder etwas, womit er seinem Lebensinhalt, mir Freude zu bereiten, näher kommen konnte! Und so ward durch simple Nachahmung der Grundstein für seine spätere Assistenzhundearbeit gelegt!

Die Leckerli-Belohnungen nach erfolgreicher Übergabe von Haus- oder Straßenschuhen, heruntergefallenen Gegenständen, Futterschüsseln u.v.m. stellten natürlich eine zusätzliche (und nicht unwesentliche) Motivation dar!


Denn eines ist Gizmo ganz sicher - durch und durch: ein Schleckermäulchen;-)

Gizmo tut alles, wirklich alles für Leckerlis - selbst die absurdesten Verrenkungen;-)

Zur Leckerli-Suche stapft Gizmo auch in den Schnee hinaus, obwohl er doch so heikel ist auf sein fluffiges Wuschelfell und seine knuffeligen Pfötchen;-) Und wenn´s denn unbedingt sein muss, dann geht er sogar ins Wasser (aber nur bis zum Bauch!), um sich von dort was rauszufischen (wobei - im Vergleich zu Leah, die vergnügt ihr Wasserdummie apportiert: glücklich schaut er nicht wirklich drein)! Aber was macht man nicht alles für ein "Goodie";-)


Als Perfektionist, der immer alles gleich und sofort richtig machen will, kann Gizmo aber auch ziemlich kapriziös und leicht ang´rührt sein, bisweilen sogar ein wenig (oder auch etwas mehr) grantig, wenn es nicht nach seinem (Dick-)Schädel geht - Achtung! Solch eigenwillige Charakterzüge verstärken sich mit zunehmendem Alter!!!

Mittlerweile ist Gizmo ungefähr 13 Jahre alt (so genau weiß man das bei einem Fundhund aus dem Tierschutz ja nie) und immer noch ein aufgeweckter, kecker und lustiger Kamerad, der sein Leben - und seine gesteigerte Grantigkeit - in vollen Zügen genießt;-)

Mit dem alten Gizmo sah es vor einiger Zeit schon ziemlich schlecht aus, er trank und pinkelte unentwegt, dazu ständiges Hecheln, Mattigkeit und Erbrechen, es war echt erbarmungswürdig! Der Blutbefund zeigte, dass es sich um ein tumoröses Geschehen handelt (keinerlei Entzündungsparameter o.ä.) und weil die Ultraschalluntersuchung eine freie Leber erkennen ließ, sitzt der Tumor offenbar in der Bauchspeicheldrüse - besonders übel!! Jedoch sprach er auf das spezielle Diätfutter und die naturheilkundlichen Tabletten (Mariendistel, Enzian und Artischocke) so gut an, dass es ihm nun wieder "gut" geht! Aber naturgemäß ist er eben alters- und krankheitsbedingt eingeschränkt, außerdem sowieso bereits seit zwei Jahren Schmerzpatient (Gelenke und Wirbelsäule), bekommt laufend Schmerzmittel, aber auch Wellness-Behandlungen von mir - man tut halt was man kann für die geliebten Hundesenioren, noch dazu haben sie es sich wahrlich verdient!!

Eh klar, manchmal schnauft (und schnarcht!) er schon ein wenig (oder eher mehr!), es tun ihm die "alten Knochen" ziemlich weh und er gebärdet sich grummelig, gereizt und extra-nervös, aber dann gibt´s wiederum erholsames Gruppenkuscheln, spaßiges Mobilitytraining, abenteuerliche Spaziergänge, intensive Suchspiele, abwechslungsreiche Denkaufgaben u.v.m. - nicht zu vergessen: wohltuende und entspannende Massagen! Und sollte der Hütehund-"Wahnwitz" doch mal überhand nehmen, dann hat "seine" Mirjam im schlimmsten Fall immer noch einen "rabbit" als "Schnulli" übrig ...

Gizmo als Servicehund

Gemeinsam mit Leah wurde Gizmo in den Jahren 2011 und 2012 von mir zum Servicehund ausgebildet. Diese Selbstausbildung erfolgte unter Supervision des Wiener Verbands Freunde der Assistenzhunde Europas - deren Leiterin, Frau DI Gloria Petrovics, unterzog uns im Februar 2013 einer verbandsinternen "Qualitätsprüfung" [damals gab es ja offiziell noch gar keine Servicehunde, einzig Blindenführhunde galten als Assistenzhunde; erst mit dem 2015 in Kraft getretenen neuen Assistenzhundegesetz wurden auch Service- und Signalhunde in den Kanon der Assistenzhunde aufgenommen].

In ihrem Testbericht beschrieb Frau DI Petrovics zunächst die Ausgangssituation:

Danach folgte eine Auflistung der von beiden Hunden erlernten und vorgeführten allgemeinen Hilfeleistungen:

Und natürlich fanden auch Gizmo´s "Schalterkünste" gebührende Erwähnung:

Ist er nicht ein schlaues Kerlchen, mein Gizmo?!

Gestorben am 7.7.2020 - Gizmo´s tumoröse Lunge machte nicht weiter mit.

Mein süßer anhänglicher und arbeitseifriger Wirbelwind ist nicht mehr. Es ist plötzlich ungewohnt ruhig bei uns ...